Trans*Inter*Tagung München 2016

Eine Freundin sprach mich an und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte zur Trans*Inter*Tagung 2016 nach München zu fahren. Wir haben also beschlossen uns anzumelden, Himmelfahrt nach München mit dem Auto zu fahren und das Wochenende auf der Tagung zu verbringen.

Die Fahrt war angenehm und wir waren nachmittags am Himmelfahrtstag in München. Für mich war es die erste Tagung und ich kannte bis auf meine Freundin zunächst niemanden. Das änderte sich sehr schnell. Für meine Freundin war es nicht die erste Tagung und ich fand- auch durch ihre Kontakte- schnell Anschluss.

Die Workshops und Vorträge gingen dann richtig am 06.08.2016 los und ich habe mich für zwei Workshops entschieden.

In dem einen Workshop ging es um das Thema alles was Recht ist. Interessant waren die Ausführungen zur Personenstandsänderung, zum Trans-Sexuellen-Gesetz sowie die Schwierigkeiten, die mit gesetzlichen Krankenkassen auftreten, insbesondere wenn von Seiten der Krankenkasse Fristen versäumt werden.

Bei der Änderung des Namens und des Personenstandes wurde deutlich, dass ohne das Trans-Sexuellen-Gesetz eigentlich wenig geht. Um das Verfahren nach diesem Gesetz zu umgehen bleibt ansonsten nur die Eintragung eines Künstlernamens als realistische Alternative. Dazu muss man aber nachweisen, dass man auch Künstler*in ist.

Für nahezu alle Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen in diesem Bereich erfolgen Begutachtungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung, die sich an der Begutachtungsrichtlinie bei Transsexualität aus dem Jahr 2009 richten ( https://www.mds-ev.de/fileadmin/dokumente/Publikationen/GKV/Begutachtungsgrundlagen_GKV/07_RL_Transsex_2009.pdf ). Nur wenn der Medizinische Dienst alle nach dieser Vorgabe festgelegten Anspruchsvoraussetzungen bejaht, erfolgt in der Regel eine Bewilligung der Leistung. Ich habe in die Diskussion mit eingebracht, dass auch der Beschwerdeweg (s. auch „Wenn die Krankenkasse nicht zahlt“) bei unberechtigten Ablehnungen durchaus erfolgreich sein kann.

An der Diskussion nahmen auch zwei Trans- Frauen aus Syrien teil, die einen Dolmetscher dabei hatten. Die beiden Frauen waren in Flüchtlingsunterkünften in der Nähe von München untergebracht und hatten noch keine Krankenkassenkarte erhalten, benötigten aber dringend weiter die Hormontherapie. Es stellte sich heraus, dass Transgender, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen und noch nicht anerkannt sind, wohl Heilbehandlungsmaßnahmen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Das bedeutet, dass über die Sozialämter wirklich nur das allernötigste an Maßnahmen der medizinischen Heilbehandlung übernommen wird und daher es wohl sehr schwer sein wird, dass diese Transfrauen sofort die notwendige Behandlung erhalten. Ein weiteres Problem war die Tatsache, dass vorab ja keine psychologische Einschätzung über die Diagnose erfolgte. Für die Flüchtlinge mit dem Hintergrund Transgender ist es eine verworrene Situation. Was ich klasse fand, war die Tatsache, dass sofort die Gruppen in der Nähe von München ihre Unterstützung angeboten haben, um dieses Problem zu lösen. Diese Diskussion hat wieder gezeigt, wie wichtig eine vernetzte Arbeit ist.

In dem zweiten Vortrag/Workshop, an dem ich teilnahm, ging es um juristische Anerkennung. Der Vortrag von Nicole Färber beschäftigte sich überwiegend mit der Änderung des Personenstandes und dem Zugang zu Heilbehandlungsmaßnahmen bei Trans*gender- Problematik. Ich fand den Vortrag sehr gelungen, weil zunächst das Trans-Sexuellen- Gesetz und die 7 Urteile des Bundesverfassungsgerichtes zu diesem Thema und die damit verbundenen Änderungen im Gesetz beleuchtet wurden. Es wurde auch ein sehr schöner Übergang zu europäischen Regelungen in Irland, Schweden, Dänemark, Norwegen und Malta gezogen, die weit liberale Verfahren zur Namensänderung bei Trans*gendern haben, überwiegend mit einem einfachen Antragsverfahren.

In Deutschland wird von Seiten der Politik ebenfalls Handlungsbedarf gesehen, so dass eine interministerielle Arbeitsgruppe zu diesem Thema ins Leben gerufen wurde. Aktuell soll es bis Februar 2017 noch 3 Termine mit Expertenanhörungen und Rechtsgutachten  der interministeriellen Arbeitsgruppe im Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend zur Änderung des Trans-Sexuellen- Gesetzes geben (http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/gleichstellung,did=215952.html) . Dabei soll insbesondere kontrovers diskutiert werden, ob es noch erforderlich ist, dass Gutachten durch Psychologen/Psychiater zur Personen und Namensänderung eingeholt werden müssen. Es steht jedoch zu befürchten, dass bis zur Bundestagswahl nichts passieren wird und es offen bleiben wird, ob nach der Bundestagswahl noch Bewegung in ein neues Gesetz kommen wird. Das Trans-Sexuellen-Gesetz wird wohl so bleiben wie es ist.

Dennoch wurde wie im ersten Vortrag deutlich, dass eine gute, vernetzte politische Arbeit für eine Veränderung dieses Gesetzes unerlässlich ist. Viele Teilnehmer dieses Workshops sprachen sich für ein einfaches Antragsverfahren zur Namensänderung aus. Ich würde dies auch begrüßen.

Ich habe privat auch noch Freunde in der Nähe von München besucht und war am Samstag und Sonntag daher nicht auf der Tagung.

Einige Workshops wurden sehr kurzfristig verschoben und die Abendveranstaltung am Freitag begann auch mit einer deutlichen Verspätung. Das fand ich persönlich nicht sehr schön. Ich hätte mir auch gewünscht, dass es nicht nur eine vegane Küche gab. Aber sonst kann ich eine solche Tagung nur empfehlen. Geht am besten mit mehreren Leuten hin.

Übrigens können Mitglieder von Selbsthilfegruppen, die an solchen Tagungen teilnehmen, durch Krankenkassen gefördert werden (§ 20 h Fünftes Sozialgesetzbuch – SGB V-). Somit können Tagungskosten ganz oder teilweise erstattet werden.

the danish girl

Ich war vor ein paar Tagen im Kino und habe mir mit einer Freundin den Film „the danish girl“ angesehen. Der Film ist sehr emotional und ist nichts für schwache Nerven. Als Betroffene ging mir der Film richtig unter die Haut. Es war gut, dass ich nicht allein ins Kino gegangen bin. Wir waren danach noch eine Kleinigkeit essen und konnten über den Film reden. Ist also nichts für schwache Nerven und wenn man selbst Betroffene ist.